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AutorenbildSusanne Rohner

Intuition

Das Schöne verbindet uns. Das Wahre beflügelt uns. Das Heilsame trägt uns. Eva Brenner 1944 – 2019, Kunsttherapeutin Frauenfeld


Der kreative Fluss beim freien Malen


In orientalischen und westlichen Schöpfungsmythen ist der Drache ein Sinnbild des Chaos, ein gott- und menschenfeindliches Ungeheuer, das die fruchtbringenden Wasser zurückhält und Sonne und Mond zu verschlingen droht.













Der heilige Georg im Kampf mit dem Drachen

(Paolo Uccello um 1470)



Drachen - Blockaden

Unsere Gedanken bremsen uns oft, weil wir so erzogen sind, oder weil gesellschaftliche Normen uns beeinflussen. In der Kreativität (und das betrifft alle Künste), spielen Glaubenssätze keine Rolle. Um sie hinter sich zu lassen bietet Michele Cassou die Metapher von 3 Drachen an, welche unseren kreativen Fluss behindern können. Sie hat eine Methode entwickelt, diese Blockaden zu erkennen und aufzulösen.


Blockade aus Glaubenssatz 1: Das Bild muss schön sein!

Hier ist der Ergebnisdrache am Werk. Ignoriere ihn, denn:

  • Es ist ein gutes Zeichen, wenn Bilder kindisch oder unproportioniert aussehen, denn das offenbart die Wahrhaftigkeit und Unmittelbarkeit des Malenden.

  • Wenn man seinen Gefühlen erlaubt, sich auszudrücken, nimmt die Darstellung von selbst die richtige Form und Tiefe an.

  • Es ist nicht wichtig, ob sie akkurat genau sind, denn sie sind voller Lebendigkeit und Präsenz.


Blockade aus Glaubenssatz 2: Ich muss das Bild planen! Was könnte ich heute malen?

Das ist der Kontrolldrache. Schenke ihm keine Beachtung und:

  • Verzichte darauf, zu planen, wie dein Bild entstehen soll, sondern lasse es sich Farbe für Farbe entwickeln.

  • Der Kontrolldrache lässt dich unsicher werden, wehre dich, indem du dich von deinem Gefühl tragen lässt, egal, wohin es dich führt.

  • Der Prozess zählt. Er ist keine Trophäe, die man an die Wand hängen kann, sondern eine Übung in Stärke und Klarheit, eine Öffnung für mögliche Einsichten und Erkenntnisse.


Glaubenssatz 3: Die Symbole und Figuren müssen eine Bedeutung haben!

Der Bedeutungsdrache will immer alles wissen, doch

  • Bildliche Darstellungen müssen nicht vom Verstand erklärt und eingeordnet werden.

  • Halte nicht an einer Geschichte fest, die du aus einer Figur erahnst, sondern frage dich, was du malen würdest, wenn die Bedeutung egal wäre.

  • Du brauchst die Bedeutung deines Bildes nicht zu kennen, deine wahre Arbeit findet statt, während du malst. Das Verstehen kommt als Letztes.


Talent

  • Es gibt 2 Wege zum Malen. Den einen über die Malschule, den anderen aus dem Herzen.

  • Leidenschaft kann nicht unterrichtet werden.

  • Lasse die Wissensmuster hinter dir, damit das Herz empfänglich und erfinderisch wird.

  • Fähigkeiten und Techniken entwickeln sich letztendlich von selbst.


Urteile und Fragen

Urteile weisen auf den Punkt hin, an dem du das Tor zu deiner Kreativität verschliesst.

Trickse dein Urteil aus, indem du deine Figur in einer Farbe oder mit Details malst, die in der Wirklichkeit nicht vorkommen. Oder / und wandle es in eine Frage um.

Fragen bestehen aus demselben Material wie die Blockaden.

Beispiel 1: Ich habe einfach kein Talent = was würde ich malen, wenn es mir egal wäre, wie ich meine Gegenstände malen soll.

Beispiel 2: Warum überhaupt malen? Es wird sowieso keinem gefallen = was würde ich malen, wenn nie jemand meine Bilder ansehen würde?

Weitere mögliche Fragesätze:

Was wäre, wenn ich nicht zu ... bräuchte?

Was wäre, wenn ich einfach ... täte?

Was wäre, wenn es ok wäre zu ...?

Was wäre, wenn ich es zulassen könnte ... zu fühlen?


Vermeide es, den Grund für dein Tun zu suchen, denn das bringt dich zur Kopfarbeit und weg vom kreativen Fluss.

Sei dir bewusst, dass jeder anders malt, absolut einzigartig. Vergleichspunkte existieren nicht. Du bist du, ich bin ich.


Wiederholung

Manche Bilder können nur durch mehrfaches Wiederholen vollständig ausgedrückt werden. Dabei kann ein Muster oder Bildelement wiederholt werden. Wenn das geschieht, und ohne Absicht stattfindet, erforscht der Malende neuen inneren Bereich.

Wiederholung ist ein Zeichen von Substanz, nicht von Einfallslosigkeit.


Unikat und Zeigen

Jedes Bild ist eine eigene Welt, ein Unikat, eine Geburt aus dem Augenblick. Der Wunsch, deine Bilder zu zeigen, ist ein natürlicher Impuls. Das Problem ist nur, dass andere nicht unbedingt auf dieselbe empfängliche Weise hinschauen. Zeige die Bilder nicht jedem. Nicht jedermann ist imstande, deinen kreativen Weg nach zu vollziehen. Nur ein offenes Herz kann Schönheit empfangen. Und nur Menschen, die diese Art von Malerei verstehen, sind imstande, sie als das zu würdigen, was sie sind.



Quellen:

Michele Cassou, Point Zero – entfesselte Kreativität, 2015, Aurum




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