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Glück



Ist Glück ist ein Schmetterling? So unstet und unerklärlich? Wir wünschen einander viel Glück, wenn wir etwas vorhaben, das gelingen soll. Eine Prüfung, beispielsweise. Wir wünschen uns Glück oder Glückwunsch zum Geburtstag, Namenstag, zur Hochzeit oder zur Geburt eines Kindes. Glück wünschen ist eine positive Geste, kommt von Herzen beinhaltet nur Gutes. Glück wünsche ich nur, wenn ich frei von Eifersucht, Neid oder schlechten Absichten bin. Glück wünschen stellt uns selber in den Hintergrund, den anderen aber in den Mittelpunkt des aktuellen Geschehens.

Wir wünschen uns am Jahresanfang ein glückliches neues Jahr. Wir sagen "Glück gehabt", wenn uns etwas gelungen ist, das um ein Haar unglücklich ausgegangen wäre. Jede Sprache hat die dafür geeignete Form. Deshalb spielt die Art, wie wir erzogen werden und in welcher Gesellschaft und Sprache wir uns bewegen und ausdrücken, eine grosse Rolle. Gerade bei lebensverändernden Umständen wie Geburt oder Tod, sind die Worte und Sätze in denen man sich ausdrückt oft vorgegeben. Meist gibt es nicht viele Varianten, genau auf dieses Thema verbal zu reagieren. Denken wir nur an das Kondolieren. Ein Wort, das sonst nie gebraucht wird und entsprechend ungelenk wirkt. Nach Duden ist es aber gar nicht so ein schwieriger Begriff. Denn er drückt mit einem Wort eigentlich alles aus, was einem zu sagen so schwerfällt. *1

Für Glück gibt es zwei verschiedene Bedeutungen. Einmal das Zusammentreffen besonders günstiger Umstände und dann das personifizierte, gedachte Glück. Seit es diesen Begriff gibt, wird auch darüber philosophiert. Die Römer hatten ihre Glücksgöttin Fortuna. *2

Meistens wird Fortuna mit einem Füllhorn und einem Rad dargestellt. Das Füllhorn ist ein mythologisches Symbol des Glückes. Es ist mit Blumen und Früchten gefüllt und steht für Fruchtbarkeit, Freigebigkeit, Reichtum und Überfluss.

Der Name von Fortuna leitet sich möglicherweise auch von „Vortumna“ — die, die das Rad dreht, ab. Sie ist damit die Große Mutter, die das himmlische Rad der Sterne und damit das karmische Rad des Schicksals für die Menschen dreht.

Doch wenn ein Rad ständig in Bewegung ist, dann gibt es auch verschiedene Stationen: Alle, die es nach oben trägt, denen liegt die Welt zu Füßen, jene, die oben sitzen, stürzen im nächsten Augenblick ab. Das ist auch das Wesen der Schicksals- und Glücksgöttin.

Der luftige Aspekt der Fortuna zeigt sich in der Unbeständigkeit des Glücks, das wie von Winden hin und her getrieben wird.

Die Vorstellung einer Schicksalsmacht, die nicht von Menschen zu beeinflussen ist, macht diese Göttin auch für andere Angelegenheiten und Herzenswünsche lebendig.

Sie sorgt für Überraschungen und Veränderungen und bringt Glück und Segen bewusst. Das Angenehme: Sie steht für all das, was „zufällt“, was nicht erarbeitet oder verdient werden muss. Dabei hat sie es gerne, wenn man an sie und das Glück glaubt.

Vielleicht kehrt Eckart von Hirschhausen deshalb die Redewendung «Unglück kommt selten allein, in Glück kommt selten allein» um. In seinem gleichnamigen Buch geht er dem Phänomen Glück auf den Grund. Und er sagt: Glück geht vorbei, zum Glück!

Diese Kernaussage führt zur Einsicht, dass man Glück nur empfinden kann, wenn man es nicht dauernd besitzt. Also doch ein Schmetterling? Ja und nein. Ich meine, wie man es auch immer anschaut, oft ist man seines Glückes Schmied. Man kann Glück im Kleinen finden, aber auch in grossen Dingen. Man muss es nur erkennen können.





*1 Mit Kondolenz oder Kondolation werden alle Formen der Beileidsbekundung und Anteilnahme am Tod einer Person sowie auch das Beileid selbst bezeichnet. Das Wort leitet sich von dem lateinischen Verb condolere ab, das Mitgefühl bei anderer Leid haben, Mitleid haben bedeutet. Kondolieren ist ein Ausdruck von Empathie.

*2 Fortuna (lat. „Glück“, „Schicksal“; Fors Fortuna: „Macht des Schicksals“; Beiname Antias) ist die Glücks- und Schicksalsgöttin der römischen Mythologie, sie entspricht der Tyche in der griechischen Mythologie und dem Heil bei den altnordischen Völkern.



Quellen:

Eckart von Hirschhausen, «Glück kommt selten allein», rowohlt, 2009



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